Retreat, aber richtig

10.08.2017 20:27


Jede Urlaubsform hat ihre eigene kulturelle Grammatik, ohne deren Beherrschung sich keine Erholung einstellt. Bei spirituellen Gesundheitsurlauben ist diese jedoch oft in den unverständlichen Sprachen des indischen Subkontinents verfasst. Wir übersetzen für Sie in dieser Anleitung alles auf Deutsch. In diesem Sinne: Om shanti, om namoh Narayanaya, Tvameva Pratyaksham Brahmaasi, namaste!

  • Bei Retreats spricht man nicht von Anleitung, sondern - im Wortsinne - von Handreichung.
  • Namentlich bedeutet "Retreat" (neben "Rückzug" - aus dem Leben) Wiederbehandlung*. Sie müssen also vor dem Retreat bereits behandelt worden sein. Freilich erfolglos, sonst bräuchten Sie gar kein Retreat! Geeignete Vorbehandlungen finden Sie hier.
  • Versuchen Sie niemals, die Bedeutung der gesungenen Mantras zu verstehen. Sie wirken gerade, weil man sie nicht versteht.
  • Allerdings müssen Sie wissen, dass "Shavasana" Leichnahm bedeutet. Wer die Leichenstellung schon gut beherrscht, braucht sich im Leben nicht mehr viele Sorgen zu machen.
  • Die Wirkung von Retreats ist die der Wirkungserwartung an sie. Diese Erwartung aufzubauen, dafür sind Sie selbst verantwortlich! Sie sehen, wenn Sie hernach keinen Megaeffekt feststellen, liegt es an Ihnen.
  • Lassen Sie sich hundertprozentig auf alles Vermittelte ein - vom Atmen ex corpore bis zur materiefreien Wiedergeburt. "Gedanken abschalten" ist keine Metapher!
  • Alles, was Ihre Energiebahnen öffnet, die Chakren stimuliert, dient dem Ziel, Ihre hemmende Ratio in Heilschlaf zu versetzen und stattdessen Ihr belief system aufnahmebereit zu machen. Nun sind Sie bereit für die kognitive Umstrukturierung: die abendlichen Vorträge.
  • Der Rest ist Schweigen.
  • Nur soviel noch: die beim Retreat erworbenen sexuellen Energien müssen sofort ausgegeben werden! Sonst droht Triebstau, und Sie müssen gleich wieder zum Retreat.
  • Die entsprechende Entladung kann, als Tantra, wie alles mental als Heilung verbucht werden.
     

 
Bei vielen Leitfäden ist für jeden einer dabei.
 

* Den eigentlich notwendigen Bindestrich ("Re-Treat") lässt man heute allgemein im Deutschen weg, denn "die Menschen mögen heute keine Bindestriche mehr" (Katz & Goldt in Titanic).