Budget-Urlaub im Oman

11.03.2014 12:00

Um heute noch jemanden mit einem Reisebericht einen Augenaufschlag abzuringen, dachte es in Mo (23), Student des Petroleum Engeneering, muss man entweder Kleines auf Große Weise oder Großes auf kleine Weise machen. Sein Budget entschied für Letzteres. Er hatte eine pittoreske Dokumentation über den entspannten Ölstaat Oman gesehen und gelesen, dass der Oman kein Backpacker-Land sei. Die Emirates flogen ihn für 480 Euro hin. Drei Nächte im Hotel in Mutrah kosteten ihn via Preisdrücker-Portal 140 statt 360 Euro. Leider ging sein Plan nicht auf, dort Leute zu treffen, die ihn günstig auf Ausflüge mitnähmen; denn die anderen Gäste im Hotel waren solche, die gerne hohe Preise zahlten und bei Exkursionen zu all den Schönheiten des Landes unter einander blieben. Alleine hätte es ihn 240 Euro pro Tag gekostet, zum Wadi Shab oder in die Wüste zu gelangen. So lange er das Internet und die Anbieter auch befragte und per Email nachhakte, warum die Touren so teuer seien, wo im Oman doch z.B. der Liter Benzin nur 34 Cent kostete, die Preise gaben um keinen Jota nach. Er fuhr mit dem Taxi zu deutschen Preisen kreuz und quer durch die 60km breite Hauptstadtregion Muscat/Mutrah, um dies persönlich zu erfahren. Welches Kartell war hier am Werk?

Ein Anbieter jedoch kämpfte Mos Kampf für erschwinglichen Tourismus im Oman mit und betrieb ein hinreißend individuelles Guesthouse. Mo traf Gleichgesinnte, der Betreiber setzte ihm die omanische Politik für einen sanften, jedoch den Reichen vorbehaltenen Tourismus auseinander und empfahl ihm ein paar Tage später eine gleichgesinnte Unterkunft in Salalah.
 

Nach zwei Wochen enthielt seine Erlebnisbilanz u.a.:

  • allenthalben malerische Forts und lustige zeitgenössische Mittelalter-Architektur inspiziert
  • in einem Wadi eine paradiesische Kamel-, Kuh-, Ziegen- und Eselsfarm vorgefunden
  • am Strand Shatti Al Qurm einen Greis in Turban, der ansonsten den Sichtsschutz einer öffentlichen Dusche genoss, zu Singlesex inspiriert
  • in Gesellschaft stolzer Araberrösser in den Sonnenaufgang gejoggt
  • im maßvoll trübeligem Wasser einer Bucht neben einer Burgkulisse geschnorchelt
  • für weniger als hundert Euro sein Schuhwerk komplett erneuert
  • im Supermarkt Weihrauch eingekauft
  • mit Einheimischen den Sonnenuntergang in einem hinreißenden Retrorummel abgewartet
  • zum Welttag der Frau einer Einheimischen zu deren Designer-Burka gratuliert
  • mit schmackhaften arabischen, indischen und iranischen Speisen zu Probierpreisen vorzeigbare vier Kilo zugelegt
  • im malerischen Souk von Mutrah lustige Parfums anprobiert
  • sich gegenüber der deutschen Mehrheit unter den Touristen als Namibier mit germanischen Wurzeln ausgegegen
  • vergeblich versucht, sich die Anrede Sir vom Leib zu halten
  • in den Unterkünften passables Bier zu deutschen Kneipenpreisen getrunken

Schlussendlich zahlte Mo für zwei Wochen Budget-Urlaub im Oman 2100 Euro. Zurück in Deutschland konnte er einen  Gutteil davon durch vielbeachtete Reisevorträge über preiswertes Reisen im Oman refinanzieren (wobei er bei den Kosten ein wenig flunkerte). Er dankte dem Guesthouse-Betreiber, indem er die Reiseforen mit überschwänglichem Lob füllte. Einen Monat später erfuhr er, dass der Oman seine Bürokratie für Unterkunftsanbieter geändert hatte. Das Guesthouse musste schließen.

 

 

 

Im Oman hängen auch die Tiere entspannt vor dem TV ab.