Frachtschiffreisen
Informatiker Paul G. aus Rostock durchforstete das Internet nach einer alternativen Möglichkeit, um von Holland, wo er die Tulpenblüte studieren wollte, nach Irland zu reisen.
Ein paar Wochen später und nach drei Stunden Suche fand er auf dem Rotterdamer Hafen den Frachter, auf dem er – wie er herausfand – als einziger Tourist für die Rundfahrt Rotterdam - Dublin - Belfast - Rotterdam angeheuert hatte.
Den ersten Tag verbrachte er in der Latrinenecke seiner Kajüte. Wie er erfuhr, verfügen Frachter – anders als konventionelle Touristenschiffe – über keine Stabilisatoren, weshalb eine Frachterfahrt einer Dauerkarte auf einem Karussell gleicht. Am zweiten Tag zeigte ihm der russische Ingenieur den Maschinenraum. Ansonsten betrachtete er die philippinischen Arbeiter beim Schrubben des Decks des hundert-Meter-Kahns, bestieg beim Routinetest ein Rettungsboot, schaute durch das Bullauge über dem Bett auf das endlosblaue Meer und richtete das Windows des Kapitäns. Für die Überfahrt in der geschmackvoll grau gehaltenen Eignerkajüte (Stockbett, Tisch, Dusche) hatte er mit 800 Euro den Preis einer richtigen Kreuzfahrt gezahlt.
Im Rotterdamer Prinzessin-Beatrix-Hafen sah er dem Entladen des Schiffes zu, bis der letzte der ungezählten rostigen Container von Deck war. Er winkte zum Abschied der Crew vom Kai aus zu, hatte eine Träne im Auge und das Gefühl, etwas getan zu haben, was sonst kaum jemand getan hätte. Bzw.: worauf sonst niemand gekommen wäre.
Frachtschiffhafen in Dubai wartet auf Touristen, die zupacken können.