Nepal
Nepal könnte ein Paradies sein, vom Designer des Universums selbst entworfen: aberwitzige Eisriesen, die sich aus tropischer Vegetation erheben; pittoreske tibetische Dörfer; Rhododendronwälder, die blühen als gäbe es kein Morgen; Gletscher, auf denen sich Yak und Yeti guten Tag sagen, mehr hinduistische und buddhistische Tempel als Toiletten; Urvölker, die sich in Herzlichkeit überbieten; dazu Urwald, feines Essen, jeden Steinwurf eine günstige Unterkunft und Rauchkräuter bis zum Absacken.
Doch haben die Nepali die Diktatur gegen den Freistilkapitalismus eingetauscht: Außerhalb der Nationalparks haut man jeden Stein und jeden Baum vom Hang, damit die neue Oberschicht Kathmandus in angemessenen Prachtvillen logieren kann. Während die einen ihren Gewürzjoghurt mit Splittern von Pekannüssen bestäuben, inhaliert das Gros der Bevölkerung den Grobstaub der Straße und kann sich kaum den Mundschutz dafür leisten. Den Dreck der Metropole wäscht der Fluß Bagmati von den ausgemergelten Leibern, den Müll schwämmt er ein paar Meter weiter. Freilich ist der Fluss heilig und spült die Leichen der Hindus mit seinen braungrünen Fluten in die nächste Inkarnation.
Headhunter Philipp T. aus Bonn hatte das Weinen verlernt. Nach dem Besuch Nepals konnte er es wieder.